KEIN
TREIBSTOFF MEHR
Im
September verkündeten Malis Dschihadisten, dass
sie keinerlei Treibstoffimporte tolerieren werden, um
die Wirtschaft Malis zu zerstören.
Mali ist ein Binnenland, und fast alles muss aus den
Nachbarländern importiert werden. Gleich nach ihrer
Ankündigung begannen sie Treibstofftransporte
anzugreifen. Nach ein paar Wochen hatten immer
mehr Tankstellen keinen Treibstoff mehr. Es gab überall
lange Schlangen von Menschen, die noch versuchten welches
zu ergattern, und bald lag der Literpreis bei
4,60€. Das hat natürlich auch alle
anderen Bereiche der Wirtschaft in Mitleidenschaft gezogen.
Paul erzählte mir, dass sie kein Brot kaufen
konnten, da die Bäcker kein Mehl mehr
beschaffen konnten. Und das hat auch bedeutet, dass
die Preise aller Produkte hinaufgegangen sind,
auch der für Reis, was das Leben der bereits sehr
armen Bevölkerung noch zusätzlich erschwert.
Vor
einer Woche hat die Regierung angekündigt, dass
sie alle Schulen und Universitäten aufgrund
der Treibstoffkrise schließen,
da sich die Menschen nicht mehr über größere
Strecken fortbewegen konnten. Die Regierung begleitet
Treibstofftransporter nun militärisch von
der Grenze in die Hauptstadt, doch nur auf einer Strecke,
während der Treibstoff früher aus mehreren
Ländern kam.
Die
Dschihadisten finanzieren sich durch das Kidnappen
von Ausländern. In den letzten Jahren
hatten sie durchschnittlich zwei bis vier Menschen pro
Jahr gekidnappt. Sie haben gerade erst zwei Männer
aus den Arabischen Emiraten für 50 Million
Dollar freigelassen. Sie brauchen dieses Geld,
um ihre Militäroffensive gegen die Regierung fortzusetzen.
Da sie immer noch auf unsere Rückkehr warten,
um uns zu kidnappen, können wir bis aufs
Weitere nicht nach Mali reisen.
Man
sieht Dschihadisten inzwischen überall um die Hauptstadt
herum, während sie in der Haupstadt noch im Hintergrund
bleiben. Sie kontrollieren willkürlich
Leute und nehmen ihnen die Telefone oder anderes
weg. Paul nimmt sein Telefon nicht
mehr mit, wenn er in die Dörfer geht. Aufgrund
des Treibstoffmangels geht er jetzt sehr viel
zu Fuß und verwendet für einen Teil
seines Weges zwischen seinem Zuhause im Dorf und unserem
Zentrum in der Haupstadt ein Fahrrad. Wir verwenden
unser Auto momentan nur, wenn es nicht anders geht.
Aufgrund
der ständigen Gefahr hat Paul
sich dazu entschlossen mit seiner Familie wieder in
unser Zentrum zu ziehen, obwohl das nächste Gebäude
noch nicht fertig ist. Allerdings werden sie erst
in den Weihnachtsferien übersiedeln, damit
seine Kinder noch das bereits bezahlte Trimester in
der Schule abschließen können, bevor sie
Schule wechseln. Sie werden in die Wohnung mit
zwei Schlafzimmern einziehen, die wir für
Besucher in unserem Zentrum haben.
Was
die Christen in unseren Dorfgemeinden
betrifft, so werden sie von den Dschihadisten
bedroht, die ihnen verboten haben sich zur
Anbetung Gottes zu treffen. Sie müssen sich jetzt
heimlich nachts treffen. Bitte
betet auch für Paul, der als Pastor über
alle Gemeinden der Region immer mehr zur Zielscheibe
wird. Er geht nicht mehr so oft in die Dörfer.
Stattdessen kommen die lokalen Pastoren, die er herangezogen
hat, zu ihm auf Besuch.
WILLKOMMEN,
BABY ADAMA!
Am
30. September 30 wurde Pauls viertes Kind -
Adama - dank eines Notfallskaiserschnitts geboren.
Es ging Pauls Frau Rokia nicht gut,
und das Baby hatte auch Probleme, doch es geht ihnen
jetzt gut. Sie wurden in ein anderes Spital überstellt,
um dort besser versorgt zu werden und sind inzwischen
wieder zu Hause. Bitte betet für Versorgung,
damit alle Spitalsrechnungen bezahlt werden können.
EX-STRASSENKIND
MOUSSA
Wie
ihr wisst haben wir seit unserem Einzug in unser Zentrum
2008 immer schon Probleme mit unseren Nachbarn
gehabt. Jedes Mal, wenn ein Straßenkind in unserer
Nachbarschaft etwas angestellt hat, wurden wir dafür
verantwortlich gemacht. Sie konnten einfach nicht den
Unterschied zwischen den Kindern, die bei uns leben,
und denen, die nur bei uns übernachten und dann
wieder auf die Straße gehen, verstehen. Diesmal
war es allerdings anders.
Vor
ein paar Wochen wurde Moussa festgenommen, weil
er einem Nachbarn ein Motorrad gestohlen hat.
Moussa war bis wir ihn 2016 in unserem
Zentrum aufnahmen, weil er mit Jesus leben wollte, ein
Straßenkind. Er begann in die Schule zu gehen
und war ein guter Schüler. Doch das änderte
sich später. Er fiel bei der wichtigen
Prüfung am Ende der 9. Schulstufe durch
- zwei Jahre hintereinander.
Unserer
Schätzung nach ist Moussa jetzt 20 Jahre
alt. Wir haben vor kurzem herausgefunden, dass
er sich nachts heimlich aus unserem
Zentrum schlich. Außerdem ist
er von der Schule nicht immer direkt nach Hause gekommen.
Und das Motorrad war nicht das erste Mal, dass er unsere
Nachbarn bestohlen hat. Er wurde ins Gefängnis
geworfen, wo er jetzt auf seinen Gerichtstermin
wartet. Paul hat ihn dort besucht, doch inzwischen wurde
Moussa in eine andere Stadt verlegt,
weil das Kindergefängnis in Bamako bereits überbelegt
ist. Paul hat einen Freund in der Stadt gebeten Moussa
zu besuchen.
Während
Moussas Geschichte nicht so ausgegangen ist, wie wir
uns das gewünscht hätten - zumindest dieses
Kapitel - so haben wir doch auch wundervolle
Geschichten von Kindern, die ich großgezogen
habe und die nun Männer Gottes sind, die
Jesus lieben und einen guten Job haben.